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Carbon Clay – Lehm neu kombiniert
Forschungsprojekt des Vorarlberger Unternehmens "natürlich bauen" und der Universität Innsbruck

Lehmbau gewinnt zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt aufgrund der Forderungen nach Kreislauffähigkeit im Bauwesen. Ein Forschungsprojekt macht sich sowohl die Vorteile von Lehm als auch von Holz in Form von Pflanzenkohle hinsichtlich CO2-Speicherung zunutze und verbindet die beiden Materialien.

ForschungKreislauffähigkeit

Holz und Lehm werden bei der Errichtung von Gebäuden bereits seit Jahrtausenden kombiniert. Holz ist tragfähig und leicht, Lehm kann aufgrund seiner hohen Speichermasse Temperaturen und Feuchtigkeit regulieren und wirkt schalldämmend und brandhemmend. Beide Materialien benötigen bei ihrer Herstellung wenig Energie, sind recycelbar und regional verfügbar.

Das Projekt Carbon Clay des Unternehmens natürlich bauen geht einen Schritt weiter und entwickelt im Rahmen eines von der FFG geförderten Forschungsprojektes ein Produkt, das beide Materialien zusammenführt. Ziel ist die Entwicklung einer neuartigen Kombination basierend auf Pflanzenkohle. Diese wird durch einen thermo-chemischen Prozess unter Ausschluss von Sauerstoff aus pflanzlicher Biomasse hergestellt (Pyrolyse). Die im Projekt verwendete Pflanzenkohle stammt von einem regionalen Unternehmen (Biomassehof Ilg) und ist ein Nebenprodukt der Strom- und Wärmegewinnung. Pflanzenkohle speichert CO2 langfristig und wirkt dadurch als Kohlenstoffsenke. Zudem kann das Material aufgrund seiner porösen Struktur viel Feuchtigkeit speichern.

Die Einsatzmöglichkeiten des Carbon Clay sind vielfältig: als Leichtlehm mit hohem Pflanzenkohle-Anteil kann er in Form von Platten als Dämmung eingesetzt werden, er dient zur Farbgestaltung von Innenwänden oder als wärmedämmender Putz. Im Rahmen des Projektes wird der Baustoff entwickelt, hygrothermisch charakterisiert sowie eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt.  

Seit April 23 wurden regionale Lehmvorkommen systematisch auf ihre Eigenschaften hin analysiert, in der Pyrolyseanlage wurden verschiedene Pflanzenkohletypen entwickelt. Aktuell werden die technischen und bauphysikalischen Werte der Probekörper untersucht.

Das neue Material soll sich sowohl für die Anwendung bei Neubauten als auch zur Nachrüstung von bestehenden Gebäuden eignen. Mit einem breitflächigen Einsatz können die neuen Lehmmischungen durch den niedrigen Energieeinsatz bei ihrer Herstellung sowie ihrer Fähigkeit, CO2 zu speichern, zur Klimaneutralität beitragen. 

Die Umsetzung erfolgt gemeinsam mit der Universität Innsbruck - Arbeitsbereich für energieeffizientes Bauen vertreten durch Dr. Michele Bianchi Janetti und seinem Team, sowie durch Mag. Arch. Florian Fend als Material- und Prozessentwicklungsexperte.

FFG
Als Dämmung einsetzbare Platte aus Pflanzenkohle und Lehm
© Florian Fend
Lehm mit Pflanzenkohleanteil
© Florian Fend