Architektonisches Konzept
Das Bildungshaus St. Georg in Bad Traunstein wird seit 1984 als überregionales, kirchliches Bildungszentrum mit Beherbergungs-, Seminar- und Tagungsbetrieb unter privater Trägerschaft geführt. Primäres Zielpublikum sind Seminar-Gästegruppen, die eine kreative, inspirierende Atmosphäre in naturnaher Umgebung suchen-
Das St. Georgshaus war seit seinen Anfängen mehrfach erweitert worden, wies aber, um den aktuellen Ansprüchen gerecht zu werden, einen erhöhten Raumbedarf an Seminarräumlichkeiten und Komfortzimmern auf. Am Grundstück gab es mehrere Bestandsgebäude, die durch das Bildungshaus St.Georg und die Pfarre Bad Traunstein genutzt wurden.
Im Zuge der Bestandserweiterung wurde der bestehende Saal (ein landwirtschaftliches Nebengebäude des Pfarrhofs, das in den 50er Jahren zu einem Pfarrstadel umgebaut wurde) im südöstlichen Teil abgerissen und stattdessen ein L-förmiger, 2-geschossiger Zubau, in dem die zusätzlichen Seminarräume, Gästezimmer und Sozialräume für die MitarbeiterInnen untergebracht wurden, in nur 9 Monaten Bauzeit realisiert.
Trotz des vom Nutzungskonzept geforderten Volumens sollte der Zubau des St. Georgshauses nicht zu dominant in Erscheinung treten, da das Gebäude an einer Straßenengstelle zum Hauptplatz - am wichtigsten Platz des Ortes - steht. Die Engstelle wurde nicht entfernt, sondern das Gebäude kragt aus, um ein „Auslaufen“ des Platzes zu verhindern. Vom mittelalterlichen Pfarrhof am Grundstück ist der Neubau klar abgerückt. Der Hauptzugang zum Bildungshaus St. Georg wurde vom Süden her über den Neubautrakt geschaffen (inkl. einer barrierefreien Erschließung der Gästezimmer und Personenaufzug).
Das Seminarzentrum bietet nach der Bestandserweiterung insgesamt 59 Gästebetten, davon 39 im Erweiterungstrakt, dessen Gebäudehülle Passivhausstandard aufweist. Darüber hinaus stehen fünf Seminarräume (45 bis 160m²) zur Verfügung. Die Eröffnung des Zubaus fand im März 2017 statt.
Bauökologie und Komfort
Der Pfarrerkünstler Josef Elter, der die Entwicklung des Bildungshaues in den frühen 80er Jahren wesentlich mit-initiierte und das Ortsbild von Bad Traunstein durch die Gestaltung von Brunnen, Skulpturen, Zierelementen entscheidend prägte, arbeitete bevorzugt mit den regional vorhandenen Ressourcen Granit und Holz. Seine ehemaligen Atelierräume sind heute Bildhauermuseum sowie Ort für Weiterbildungen.
Als Antwort auf diesen besonderen Lokalkolorit wurde Holz sowohl im Außenbereich als Fassadenmaterial als auch im Innenausbau großzügig eingesetzt. Überraschende Aus- und Durchblicke sowie eine ausgezeichnete Tageslichtversorgung schaffen Leichtigkeit und bieten eine freundliche, helle, angenehme Atmosphäre, die durch das Material Holz zusätzlich betont wird. Ökologisch optimierte Produkte sowie besonders emissionsarme Bau- und Werkstoffe sowie ein angepassten Lüftungskonzept garantieren darüber hinaus eine ausgezeichnete Innenraumluftqualität.
Haustechnik / Energiekonzept
Das örtliche Fernheizwerk liefert Wärme und Warmwasser, Rohstoff dafür sind Hackschnitzel und Biomasse. Die Wärmeabgabe erfolgt über Unterflurkonvektoren in den Gästezimmern, Heizkörper im Gangbereich und Flächenheizung im Erdgeschoß (Seminarbereich). Über eine zentrale Regeltechnik für den gesamten Komplex ist eine Zählerfernablesung möglich. Aufgrund der schwankenden Anforderungen der Zimmer werden diese bei Bedarf zu- oder weggeschaltet. Nach Freischaltung durch die Rezeption bei Belegung der Zimmer kann die Wärmeabgabe manuell angesteuert werden. Bei Nichtbelegung wird die Raumtemperatur auf 16°C abgesenkt, die Lüftungsregelung in den Zimmern erfolgt analog dazu (was zu einer deutlichen Reduktion der Energieverbrauchswerte führt). Die Garderobe und der Arbeitsraum im Foyer-Bereich werden mit der neu errichteten Anlage mitversorgt. In den Seminarräumen und im Veranstaltungssaal erfolgt die Lüftungsregelung mittels Bewegungssensoren im Raum bzw. CO2-Sensoren in der Abluft. Die kontrollierte Lüftung gewährleistet damit bedarfsorientiert eine kontinuierliche Frischluftversorgung aller gerade belegten Zimmer und Säle. Im Bereich des Zubaus wurde sowohl für die Innen- als auch Außenbeleuchtung LED-Technologie verwendet.
Soziale Nachhaltigkeit
Das St. Georgshaus ist ein wichtiger Impulsgeber für den regionalen Tourismus. Die Diözese St. Pölten als Bauherr wird mit dem Zubau ihrem Multiplikator- und Sendungsauftrag zur Förderung eines ganzheitlichen (human)ökologischen Ansatzes im Sinne der päpstlichen Umweltenzyklika „Laudato Si“ gerecht. Die Betriebsführung der Bildungshaus St. Georg GmbH unterstützt darüber hinaus pro-aktiv Firmen beim Verkauf nachhaltiger Produkte aus der Region und setzt auf ein saisonales Getränke- und Speisenangebot.
„Als Vorbild für nachhaltiges Bauen in der Region, die Integration von lokal verfügbaren Baustoffen wie Stein und Holz sowie die Einbindung lokaler Handwerksbetriebe, die bis auf wenige Ausnahmen aus einem Umkreis von 20km stammten, machen das Bildungshaus St. Georg in Bad Traunstein nicht nur zu einem ökologisch, sondern auch sozial nachhaltigem Vorzeige-Projekt mit Langzeitwirkung.“ Architekt Johannes Kislinger (AH3 Architekten). Die gesamte Biomasse für das Fernheizwerk stammt darüber hinaus aus der Waldbewirtschaftung hiesiger Bauern, was die Einkommenssituation in der Gemeinde zusätzlich stärkt.
Finanzierung
Für den Kulturverein St. Georgshaus als Trägerschaft wäre dieses Projekt alleine nicht finanzierbar gewesen, deshalb arbeiteten hier Land, Diözese, Pfarre, Gemeinde und Verein eng zusammen. Für das Projekt wurde eine eigene Errichtungsgesellschaft gegründet, die Gesamtbaukosten aufgeteilt: Ein Drittel trägt der Verein und die Pfarre, ein Drittel Land bzw. Gemeinde und ein Drittel die Diözese St.Pölten.
Bauherr: Bildungshaus St. Georg GmbH / Diözese St. Pölten
Architektur: AH3 Architekten ZT GmbH
Bauphysik: IBO - GmbH
Haustechnik: New Energy Consulting
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