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Ziegel – althergebrachtes Material in neuer Technik
Nachlese des IBO Werkstattgesprächs vom 6. März 2025

Zu Gast war Ekkehard Pichler, GF des Ziegelwerkes Pichler im Gespräch mit Barbara Bauer vom IBO.

Baustoffe und Bauteile

Auch in Österreich werden für die Errichtung von EFH und MFH oft Ziegel eingesetzt. Kein Wunder, hat das Material doch hohe Sympathiewerte. Ziegel werden schon lange verwendet, sie sind bekanntermaßen stabil und emittieren nicht, ihre Kapillarität bewirkt eine gute Feuchteaufnahme und -abgabe. Ihr Format ist handlich, die Verarbeitung wenig fehleranfällig, und solche Konstruktionen lassen sich auch relativ leicht umbauen.

Längst ist der traditionelle Baustoff Ziegel ein hochindustrialisiertes Produkt, mit dem heutige Ansprüche an Energieeffizienz, rationelle Verarbeitung, aber auch an Zirkularität, Arbeitnehmer:innenschutz und Schadstoffvermeidung erfüllt werden können.

Ziegel werden bei Temperaturen von 900 – 950 °C gebrannt, was in den Ökobilanzen deutlich sichtbar ist, doch abhängig von den im Gesamtgebäude verwendeten Konstruktionen mehr oder weniger ins Gewicht fällt.

Auch die oft ins Treffen geführten Kosten dürfen nicht allein auf der Produktebene verglichen werden, sondern es muss berücksichtigt werden, wie viele Arbeitsschritte, Zusatzmaterialien und Werkzeuge oder Maschinen nötig sind und auch wie aufwändig Instandhaltung und Rückbau sein werden. Ekkehart Pichler sagt dazu: “Ziegelbau ist i.A. deutlich günstiger als Betonbau, und in jedem Fall günstiger als der Bau von Holzhäusern, sofern diese als Vollholzhäuser ausgeführt werden. Teurer ist die DOPPELWAND, wenn man z.B. 25 cm Ziegel und 20-25 cm Styropor vergleicht; doch nach unseren Berechnungen ist dies bezogen auf das Gesamtinvest rund 2 %“.

Mit der PIA Doppelwand liegt eine Konstruktion vor, die die heutigen Anforderungen an Wärmedämmung, Schallschutz und Festigkeit ohne zusätzliche Dämmstoffe erreicht. Solch ein rein mineralisches System ist auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu begrüßen, denn diese Konstruktion ist rein mineralisch.

Kreislaufwirtschaft ist ein großes Thema, die Vereinten Nationen fordern in ihrem Global Status Report einen grundlegenden Wandel: Weg von linearen, nicht erneuerbaren Materialprozessen hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit nachhaltigen, erneuerbaren Baustoffen. Dazu gehört auch, dass Bauwerke als ganzes nicht mehr abgerissen werden sollen.

Für den zerstörungsfreien Rückbau ist die Ziegelbauweise nicht erfunden worden. Die dänische Lendager Group zeigte jedoch im Wohnbauprojekt The Resource Rows eine Verwendungsmöglichkeit: Die Fassaden von rückzubauenden Gebäuden wurden in 1x1m große Module zerschnitten, in Stahlrahmen eingebaut und so neu eingebaut. Diese Möglichkeit wird auch in Österreich von einigen als vielversprechend angesehen.

Für Ziegelkonstruktionen gibt es derzeit vor allem folgende Überlegungen:

  • Ziegelsplitt als Recycling-Baustoff: Zuschlagsstoff zu Beton
  • Ziegelsplitt als Klimawandelanpassungsmaßnahme: Substrat für Garten- und Landschaftsbau und für Gründächer und im Weinbau
  • Ziegelwandelemente im Rückbau ausschneiden und neu zusammenstellen
  • Alte Ziegel reinigen und zu dekorativen Zwecken wiederverwenden

Ein weiteres Thema ist der Umgang mit Kunststoffen, ist doch die Baubranche nach dem Verpackungssektor der zweitgrößte Verbraucher von Kunststoffen. Eine Verbindung von Ziegeln mit PU-Kleber sollte nicht mal angedacht werden, denn damit wird das sortenreine Material mit Kunststoff verunreinigt, der mit heutigen technischen Mitteln nicht entfernbar ist. Wer konsequent im Lebenszyklus denkt, muss bemerken, dass Kunststoff in mineralischen Materialien nicht nur ein bautechnischer Störstoff ist, sondern als Mikroplastik früher oder später über die Nahrungskette in unsere Körper gelangt. Das Ziegelwerk Pichler Aschach hat ein System entwickelt, das eine Alternative bietet. Die Verarbeitung mit dem Rollmörtel ist ein schönes Beispiel für die Weiterentwicklung zu zeitgemäßen Methoden mit altbewährten Materialien. Das Mörtelband, das ausgerollt und dann genässt wird, ermöglicht rasches und genaues Aufmauern mit wenig Feuchtigkeitseintrag.

Für nicht tragende Wände wäre ein Aufbau mit Lehmmörtel und -putz interessant, denn so könnten vermauerte Ziegel zerstörungsfrei zurückgebaut werden. Mechanische Steckverbindungen könnten die Stabilität erhöhen. Dazu gibt es leider noch kaum Erkenntnisse.

Doch ist mit der natureplus-Zertifizierung der Pichler Ziegel Aschach gewährleistet, dass die zentralen Themen Wohngesundheit, Ressourcenschonung und Klimaschutz adressiert und überprüft wurden.

Wie bei allen Bauweisen kommt es auf einen zweckgemäßen Einsatz an, damit ein nachhaltiges Gebäude entsteht. Grundsätze wie Sortenreinheit, Schadstofffreiheit, Kunststofffreiheit, eine Verarbeitung und auch Nutzung, die die Gesundheit nicht gefährdet, wenig Energieaufwand in einer langlebigen Gesamtkonstruktion bei Erfüllung bauphysikalischer Standards, das kann mit Ziegeln ganz einfach erreicht werden. Doch gründliches Planen und Ausführen ist immer Voraussetzung für nachhaltige Gebäude, auch beim Bauen mit Ziegeln.

Wir danken Ekkehart Pichler für seine Einblicke und Diskussionsbereitschaft.

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© Pichlerziegel
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