35% des globalen Ressourcenverbrauchs und 40% der weltweiten Emissionen gehen auf den Bau- und Gebäudesektor zurück. Eine disruptive Wende hin zu einer zirkulären Bauweise ist unumgänglich, damit wir die Klimawende erreichen. Die Lebensdauer von Gebäuden muss eklatant verlängert, effektive Sanierungen durchgeführt, Gebäude umgenutzt und die Wiederverwendung von Bauteilen optimiert werden. Die Baubranche stellt das vor eine große Herausforderung, aber es bieten sich zugleich auch große Chancen durch neue Märkte und Geschäftsmodelle. Für eine Branche in der Krise bietet die Bauwende Antworten und einen Weg in die Zukunft.
Um diesen Weg zu beschreiten, müssen aber einige Voraussetzungen geschaffen werden. Dabei geht es einerseits um Normen und gesetzliche Rahmenbedingungen, andererseits müssen Technologien und Methoden entwickelt und verbessert werden und schließlich gilt es auch noch, praktisches Know-How zu sammeln und in die Aus- und Fortbildung zu tragen. Diese Hürden möchte das KRAISBAU-Konsortium in den kommenden Jahren aus dem Weg räumen. Die 32 Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Kompetenzplattformen werfen alle Zutaten, die man dafür braucht, in das gemeinsame Projekt. Als Spezialzutat gilt dabei der Einsatz von künstlicher Intelligenz, der möglich machen soll, was bisher zumindest wirtschaftlich gesehen als kaum zu machen galt.
Know-How aus der Praxis
Ziel des Projektes ist, anhand von Demo-Projekten verschiedene Techniken zu entwickeln, zu testen und zu verfeinern. Dazu gehören digitale und möglichst automatisierte Erfassung von Bestandsgebäuden als Vorbereitung auf den geordneten Rückbau oder die Sanierung, Analysen der enthaltenen Bauteile und Materialien und ihres Potentials auf Wiederverwendung, Analysen der Nutzungsflexibilität, Konzepte für den Wiedereinsatz von Materialien, Begrünung und Entsiegelung und mehr. Die Konsortiumspartner sind dabei in insgesamt sieben angewandten Arbeitspaketen organisiert, die sich mit verschiedenen Aspekten der Bauwende befassen.
Um die verschiedenen Anwendungen testen zu können, hat KRAISBAU um Einreichungen von möglichen Demonstrationsgebäuden gebeten und bereits zahlreiche Anfragen erhalten. Zu den prominentesten Projekten zählt dabei sicherlich der Zukunftsanker mit dem Klimacampus, der auf dem Gelände der ehemaligen Anker-Brotfabrik entstehen soll. Insgesamt wurden bereits 10 Projekte in 5 Bundesländern eingereicht, die Einreichungen reichen von ehemaligen Bauernhäusern, die zu Wohnungen umgenutzt werden über alte Gasthäuser, Industrie-Ruinen bis hin zu ganzen Siedlungen wie etwa der Dag Hammarskjöld Siedlung in Klagenfurt.
Sinn und Potential von KI auf dem Prüfstand
Eine wichtige Rolle in den Arbeitspaketen spielt jeweils der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die aufwendige Arbeiten automatisieren, beschleunigen und damit wirtschaftlich darstellbar machen soll. So hat das Start-up cloud NYNE eine Methode entwickelt, mit der die derzeit noch aufwendige Erstellung von BIM-Modellen aus Punktwolken binnen Minuten möglich sein soll. Im Rahmen von KRAISBAU wird diese Technik nun getestet. Besonderes Augenmerk legt KRAISBAU auch auf die Evaluierung der KI-Anwendungen. Eine Arbeitsgruppe wird sich speziell mit der Frage befassen, welche KI-Anwendungen sich bewährt haben und wo der Einsatz besonders sinnvoll ist.
Know How für Jobs mit Zukunft
Die Bauwende wird nicht nur die Branche, sondern auch Berufsbilder und Anforderungsprofile verändern. KRAISBAU wird daher das vorhandene und gewonnene Know-How in über 40 Factsheets aufbereiten und für die Baubranche frei zugänglich zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden in Train-the-Trainer Workshops Schlüsselpersonen der Aus- und Fortbildung in der Baubranche geschult, um so möglichst schnell wichtiges Know-How und neue Inhalte in den Ausbildungsprogrammen zu verankern.
KRAISBAU ist ein FFG- finanziertes Leitprojekt des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur.
Ein Beitrag von Markus Palzer-Khomenko von Climate Lab (markus.palzer-khomenko@climatelab.at).