Thermische Sanierung von Fassaden
Eine einfache Lösung für die Integrierung von Nistkästen in Fassaden sind fertige Niststeine, die sich für den Einbau in ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eignen. Dieses System sollte jedoch nur an nicht beheizten Außenwänden angebracht werden, wie im Giebelbereich eines nicht beheizten Dachbodens oder an den Außenwänden eines nicht konditionierten Stiegenhauses, da die Steine durch ihre offene Bauweise schlechte Dämmeigenschaften aufweisen. Es sollte deshalb eine Mindestdämmung von sechs Zentimetern um den Nistkasten angebracht werden, um die Wärmebrückenwirkung zu reduzieren (vgl. Abb. 1). [1]
Dachaus- und -umbau
Dachsanierungen und Ausbauten des Dachraumes werden zur Sanierung sehr oft herangezogen. Der Grund dafür ist nicht nur das große Energiesparpotential, sondern auch die Schaffung von mehr Wohnnutzfläche, die vor allem in Städten wie Wien dringend gefragt ist. Jedoch werden Dachräume und Traufbereiche ebenfalls gerne von Tieren für die Nisttätigkeiten genutzt. Um den Wärmeverlust über die Außenhülle zu reduzieren, werden die Außenbauteile gut gedämmt und alle Undichtheiten und Löcher verschlossen. Diese Undichtheiten können aber als Einschlupföffnungen für Tiere dienen und dürfen deshalb nicht verschlossen werden, weshalb die Herstellung der erforderlichen Luftdichtheit im Zuge der Sanierungsmaßnahmen eine Herausforderung darstellt. Abhilfe kann eine Dämmung der obersten Geschoßdecke schaffen, wodurch der Dachstuhl nicht verändert werden muss und der ursprüngliche Lebensraum der Tiere erhalten bleibt. Die eingesetzten Materialien dürfen für die Tiere weder giftig noch gefährlich sein. Für die Bauarbeiten ist ein Zeitpunkt zu wählen, in dem die Tiere in ihren Winterquartieren sind und dadurch nicht gestört werden. [2]
Bei einem Dachausbau ist eine Dämmung der obersten Geschoßdecke natürlich nicht geeignet, da man ja den gesamten Dachraum nutzen möchte und dieser daher auch thermisch konditioniert werden soll. Um eine artenschutzgerechte Sanierung möglich zu machen, ist es sinnvoll, Nistplätze im Drempel zu situieren. Dazu werden an ausgewählten Teilen der Traufe Nistkästen in die Ziegelwand integriert. Es ist wichtig, auch die Statik zu beachten, da über die Nistkästen keine Kraft übertragen werden kann. Um Wärmebrücken gering zu halten, ist es von Bedeutung, den Bereich des Nistplatzes ausreichend zu dämmen. Dazu wird in diesem Fall eine zusätzliche Wärmedämmung im Bereich des Drempels eingebaut. Im Bereich der Traufe soll, je nach Vogelart, eine Verkleidung angebracht werden. Der dadurch entstehende enge Spalt schützt die Jungvögel vor größeren Raubvögeln, hält aber auch Stadttauben davon ab, in den Nistkästen zu brüten (vgl. Abb. 2). [3]
Um den Nistkasten nicht direkt in der Dämmkonstruktion unterzubringen, kann er auch im Ortgang angebracht werden. Dies ist für Tiere die optimale Lösung, wenn sie einen Dachvorsprung bevorzugen. Die Nestunterlage wird mithilfe eines Kantholzes am Bestandsmauerwerk befestigt, damit der Nistkasten statisch das Gewicht der Vögel halten kann. Um keine Verluste in der Wärmedämmung zu erhalten, wird der Bereich des Nistkastens oberhalb der Nestunterlage im Nachhinein mit Wärmedämmung ausgefüllt. Um kein Problem mit Feuchtigkeit in der Dämmung zu erhalten, soll unterhalb des Nistkastens ein Dichtungsband eingebaut werden (vgl. Abb. 3).
Sind jedoch Tiere betroffen, die sich vor allem im Dachboden aufhalten, ist es schwierig, für einen Dachgeschoßausbau eine Lösung zu finden. Dies kann dann durch Ersatzquartiere an Nachbargebäuden gelöst werden, wenn dies von der Behörde genehmigt wird.
Unterstützung für den Mauersegler
Als ursprüngliche Felsenbewohner brüten die Segler vorwiegend in hohen Gebäuden in einer Höhe ab sechs Meter. Bei zu hohen Temperaturen im Nest verlassen es die Jungvögel fluchtartig, weshalb die Nistplätze vor Sonne geschützt gewählt werden. Vorwiegend brüten sie im Dachboden und innerhalb der Dachkonstruktion oder in Hohlräumen an der Traufe. [4]
In Traufkästen oder in Dachböden fühlen sich die Vögel am wohlsten. Die Einflugöffnungen zu den Nestern sollten 4,5 bis 6 Zentimeter hoch und 10 bis 40 Zentimeter breit sein. Die Nisthilfen für Mauersegler sollten eine Größe von 25 mal 35 Zentimeter Grundfläche und einer Höhe von 12 Zentimeter aufweisen. Da die Tiere gerne in Kolonien brüten, wird empfohlen, mehrere Nistplätze gemeinsam anzubringen. Allerdings sollten zwischen den einzelnen Einfluglöchern mindesten 50 Zentimeter Abstand eingehalten werden. Je nach Gebäudetyp und Größe werden folgende Einheiten empfohlen: ein bis vier Stück an einem Haus, vier bis zehn an einen Gebäudeblock und zehn bis zwanzig an einem großen Komplex, wie einem Bürogebäude oder Industriebau.[5]
Die Mauersegler fliegen ihre Nistplätze von unten an und lassen sich beim Abflug etwa vier bis fünf Meter senkrecht fallen. Daher soll einer hindernisfreien Anflugbahn höchste Priorität beigemessen werden. Weiters soll sich die Öffnung in einer Mindesthöhe von sechs Metern befinden und keine Hindernisse aufweisen.
Spezielle Traufenkästen für Mauersegler sind eine gute Möglichkeit, da diese optisch am wenigsten auffallen. Sie können entlang der gesamten Hauswand angebracht werden, solange der Mindestabstand zwischen den Einfluglöchern eingehalten wird. Um eine ausreichende Dämmung gewährleisten zu können, soll rund um den Nistkasten die Mindestdämmung von sechs Zentimetern eingehalten werden (vgl. Abb. 4).[6]
Unterstützung für die Zwergfledermaus
Die Zwergfledermaus hält sich vorwiegend in Hohlräumen und Spalten an Fassaden, in Hohlräumen der Fassadenverkleidung, aber auch im Zwischendach und dessen angrenzenden Strukturen auf, wobei sie im Winter das Zwischendach nur selten aufsucht. [7]
Damit die Fledermaus in das Spaltenquartier gelangen kann, muss eine griffige Landestelle unterhalb oder seitlich der Einschlupföffnung angebracht werden. Da sich diese Fledermausart beim Wegfliegen etwa einen Meter tief fallen lässt, sollte in diesem Bereich kein Hindernis vorhanden sein.
Zur Anbringung am Gebäude stehen verschiedene künstliche Spaltenquartiere zur Verfügung, die in der Fassade integriert werden können. Sie haben oft Abmessungen von 2,5 mal 20 Zentimeter und verengen sich nach oben hin auf zirka einen Zentimeter. Um die Fledermaus vor Sonnenlicht und Wind zu schützen, sind die Ritzen abgedichtet. Falls es den Tieren untertags zu heiß oder kalt wird, ist es hilfreich, Wechselquartiere an unterschiedlich ausgerichteten Fassaden anzubringen. Es gibt mehrere Möglichkeiten für künstliche Fledermausquartiere, die beispielsweise in vorgehängte, hinterlüftete Fassaden oder im Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eingelassen werden können. Damit bei der Integration in das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) keine Wärmebrücken entstehen, ist es wichtig, eine Mindestdämmung von sechs Zentimetern einzuhalten. (vgl. Abb. 5).
Die unauffälligere und auch kostengünstigere Variante sind Traufkästen, die im Dachaufbau berücksichtigt werden. Dabei wird eine zusätzliche 3 Zentimeter hohe Luftschicht zwischen den Sparren für die Fledermäuse eingeplant. (vgl. Abb. 6). Um das Eindringen von Wasser in die Wärmedämmung zu verhindern, ist es sinnvoll, ober- und unterhalb des Fledermausquartiers eine diffusionsoffene Abdichtung anzubringen. [8]
Fazit
Vor jeder Sanierung ist eine genaue Begehung des Gebäudes wichtig, um auf keine Überraschungen während des Sanierungsvorgangs zu stoßen. Durch das direkte Einplanen der Nistkästen und Quartiermöglichkeiten spart man nicht nur Geld, sondern kann ein Mißachten der Artenschutzverordungen und des Naturschutzgesetze verhindern, das zu hohen Geldstrafen und sogar zum Baustopp führen kann. Die zeitliche Einteilung der Baumaßnahmen sollte so gelegt werden, dass die Tiere nicht gestört werden. Eine genaue Auseinandersetzung mit den Nistzeiten hat beim Erstellen des Bauzeitplans hohe Priorität.
Dieser Beitrag stellt einen Auszug der 2019 an der Fachhochschule FH Campus Wien im Bachelorstudiengang: Architektur – Green Building eingereichten und durch das IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie betreuten Bachelorarbeit (link zum Download) dar.
[1] Wärmedämmung und Artenschutz am Gebäude. Hrsg.: Stadt Remscheid. Broschüre. S.13f.
[2] Dachdämmung. In. URL: www.hausimglueck.info/kreis-test/abndachdaemmung-29081.asp (letzter Zugriff: 10.04.2019)
[3] Das Mauersegler Baubuch. Ratgeber zum Artenschutz bei Sanierung und Neubau. Hrsg.: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. In. URL: https://www.lbv-muenchen.de/fileadmin/user_upload/Unsere_Themen_Master/Artenschutz_am_Gebauede_Master/DownloadBroschueren/Documents/MauerseglerBaubuch.pdf (letzter Zugriff: 04.04.20109) S.20.
[4] Schutz gebäudebewohnender Tierarten vor dem Hintergrund energetischer Gebäudesanierung in Städten und Gemeinden. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz. In: URL: https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/planung/siedlung/Dokumente/Gebaeudebruetende_Tierarten_2016_-_Positionspapier.pdf (letzter Zugriff: 26.02.2019) S.10f.
[5] Richarz, Klaus: Vögel in der Stadt in enger Nachbarschaft mit Mauerseglern, Spatzen, Falken und vielen anderen Vogelarten. Darmstadt: Pala Verlag 2015. S.37.
Gunnell, Kelly/ Murphy, Brian/ Williams, Carol: Designing for Biodiversity - A technical guide for new and existing Buildings. 2. Auflage. London: RIBA Verlag 2013. S.43.
[6] Stocker, Michael/ Meyer, Sebastian: Wildtiere-Hausfreunde und Störenfriede. Bern-Stuttgart-Wien: Haupt Berne Verlag 2012. S. 29ff.
[7] Cassese, Franco: Mehr Platz für Spatz & Co. Artenschutz an Gebäuden. S.7.
[8] Stocker, Michael/ Meyer, Sebastian: Wildtiere-Hausfreunde und Störenfriede. Bern-Stuttgart-Wien: Haupt Berne Verlag 2012. S.156ff.