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Mit digitalen Werkzeugen besser bauen
Nachbericht des IBO Werkstattgesprächs vom 17.9.2020

Digitalisierung beschäftigt uns – vielleicht mehr als uns lieb ist. Sie betrifft so gut wie jeden, sei es nun mit dem digitalen Amtsweg, der elektronischen Terminvereinbarung oder einer Onlinebestellung. Wie aber sieht es in der Baubranche aus? Ein Team aus den ACR-Instituten ÖIAT, KMU Forschung und IBO hat im Projekt KMU 4.0 herausgefunden, wie digital das Bauen schon ist und noch werden kann.

Warum ist Digitalisierung so wichtig?

Ohne den Einsatz von digitalen Werkzeugen können auch KMUs der Baubranche nicht mehr arbeiten. Wie sich Digitalisierung momentan auswirkt, skizzierte der gelernte Soziologe Joachim Kaufmann von der KMU Forschung Austria:

  • Kunden- und Lieferantenkommunikation: erfolgt über Email und Smartphone, in der Baubranche aber weniger über Social Media. Eine eigene Website haben aber immerhin 82 % der Bauunternehmen in Österreich.
  • Prozesse: Tragbare Geräte mit mobilem Internetanschluss gibt es für 84 % der Beschäftigten, Breitbandzugang haben 99% der Unternehmen.
  • Ein –und Verkauf: Rechnungen, Lieferscheine etc. werden elektronisch erstellt und vielleicht auch versendet. Rd. ein Fünftel (21 %) der österreichischen Bauunternehmen versendet elektronische Rechnungen, die automatisiert weiterverarbeitet werden können (E-Rechnung https://www.wko.at/service/innovation-technologie-digitalisierung/5-gute-gruende-fuer-die-e-rechnung.html).


Die KMU Forschung Austria führt für zahlreiche Wirtschaftssektoren und Branchen ein kontinuierliches Monitoring der wirtschaftlichen Entwicklung durch und verfügt über umfassende Datenbanken. Darüber hinaus werden zu spezifischen Fragestellungen vertiefende Studien erstellt und Analysen auf Ebene von Branchen, Regionen und Betriebsgrößen angeboten.

Gemessen wurde der Digitalisierungsgrad von KMU mit Befragungen und Daten der Statistik Austria von Bauunternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten in Ö und dem Vergleich mit einer deutschen Studie sowie europäischen Werten. Dabei stellte sich heraus, dass österreichische Bauunternehmen tendenziell etwas besser abschneiden als der europäische Durchschnitt. Lediglich Big Data Analysen werden mit 2 % in Ö kaum angewendet. Und auch der Einsatz von 3D-Druck und Robotern ist mit je 1 % kaum nennenswert.

Schneller und effizienter zu werden, Zeit und Ressourcen zu sparen, das ist zumeist die Motivation, sich mit Digitalisierung auseinanderzusetzen. Ob das angesichts schnell wechselnder Technologien und der damit verbundenen Investitionen in neue Programme, noch schnellere oder leichtere Geräte und das Erlernen des Umgangs damit wirklich funktioniert? Diese Skepsis äußern doch einige kleinere Unternehmen, Architekten ebenso wie Baumeister und Baunebengewerbe. Viele, ja zu viele elektronische Hilfsmittel werden angeboten. Im Tagesgeschäft bleibt oft nicht die Zeit sich damit zu beschäftigen, was denn für den eigenen Betrieb sinnvoll sein könnte. Dabei gibt es durchaus Förderungen und Unterstützungen. https://www.acr.ac.at/foerderuebersicht/foerderungen-fuer-kmu/


Übersicht mit der digitalen Landkarte

Mit der Digital Landscape zeigte Veronika Huemer-Kals, Forscherin am IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie, welche digitalen Technologien im Bauwesen zu finden sind. https://www.acr.ac.at/fileadmin/documents/KMU4/digital_landscape_final.pdf

Eingeteilt in drei Levels – von 1 (bereits üblich) über 2 (schon am Markt) bis 3 (noch hauptsächlich in Forschung und Pilotprojekten), – werden BIM, Projektplattformen, Baustellenapps, Robotik, IOT und viele weitere Anwendungen beschrieben und in einer sogenannten Heatmap die Umsetzbarkeit, Nachfrage, Aufwand und Datensicherheit eingeschätzt. Im Lexikonteil sind die Technologien, ihre Anwendung und Beispiele zu finden. Grafisch gut aufbereitet und textlich knapp ist auf 26 Seiten ein guter Überblick mit vielen weiterführenden Links gelungen.

Viele Ideen und Anwendungen verbinden Digitalisierung mit Nachhaltigkeitsaspekten, etwa die Herstellung von Häusern mit 3D-Druck aus einem Lehm-Reisschalengemisch, https://www.3dwasp.com/en/3d-printing-for-sustainable-living/

oder die Blockchain-Technologie, die Transparenz in die Lieferketten zum Beispiel der Holzindustrie bringen könnte. Ein weiteres Beispiel zeigte Veronika Huemer-Kals mit dem BIMterminal. Ökologische Daten werden in BIM Modelle eingepflegt und erleichtern so Optimierungen zu nachhaltigeren Bauweisen.


Bernhard Jungwirth vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation, ein weiterer Projektpartner von KMU 4.0, führte gekonnt durch Präsentation und Diskussion. Heißes Thema war in der Publikumsdiskussion die Abhängigkeit von Unternehmen, von denen man nicht weiß, wie lange sie am Markt bestehen oder ob sie von anderen weniger geschätzten Unternehmen aufgekauft werden. Opensource-Technologien, auf die auch das IBO setzt, wo immer möglich, sind ein Ausweg. Unklar ist auch, ob die elektronischen Datenträger für die Dokumentation im Bauwesen haltbar genug sind, besteht doch die Erwartung in 40 oder gar 100 Jahren zum Beispiel für einen geordneten Rückbau die jetzt gesammelten Daten verwenden zu können. Werden wir dann noch die passenden Lesegeräte dazu haben?

ÖIAT Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation fördert den kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien.


Wo Digitalisierung jedenfalls Vorteile für kleine Unternehmen bringt, ist das Marketing. Noch nie war es so einfach und günstig für Kleinbetriebe über ihre unmittelbare Umgebung und Mundpropaganda hinaus, Kunden anzusprechen. Das Branchencoaching Hafner digital (Leitfaden "Branchencoachings für Digitalisierung erfolgreich planen und durchführen" https://www.acr.ac.at/fileadmin/documents/KMU4/Leitfaden_Branchencoaching_final.pdf hat das sehr deutlich gezeigt. Und auch Informationsangebote wie baubook.info, eine Plattform für ökologisches Bauen, wären ohne Digitalisierung nicht denkbar. Digitalisierung passiert auf vielerlei Art und Weise; es ist an uns, die Angebote für unsere Zwecke, sei es nun Effizienzsteigerung oder Ökologisierung oder etwas anderes, zu nutzen.

Grafik: studioback - B.A.C.K. Grafik & Multimedia GmbH