„Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewusstes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.“ So definierte Hans Jonas das Prinzip der Vorsorge (Jonas, 2014).
Der massive Einsatz von Kunststoffen (2019 waren es weltweit 368 Mio. t) hat zu einem der größten weltweiten Probleme geführt, etwa gleichbedeutend mit dem Klimawandel (Fraunhofer-Institut Umsicht, 2018). Dementsprechend sind heute Kunststoffe nicht nur in allen Umweltkompartimenten zu finden, sondern auch in Lymphknoten von Feldhasen (Romana Hornek-Gausterer, 2021) oder in der Plazenta von Menschenbabie (Antonio Ragusa, 2021). Einmal produziert, können Kunststoffe nicht mehr vollständig entfernt werden. Selbst nach Verbrennen in Müllverbrennungsanlagen verbleibt ein Teil als Mikroplastik in der Schlacke (Han Yang, 2021).
Die Freisetzung von Kunststoffen auf Baustellen ist der sechstgrößte Eintragungspfad von Mikroplastik in die Umwelt (FraunhoferInstitut Umsicht, 2018). Die Entwicklung von Indikatoren für Bauprodukte, welche die realen Gefahren und Risiken von Kunststoffen während ihres gesamten Lebenszyklus auf Grund aktueller wissenschaftlicher Daten widerspiegelt, ist nicht zuletzt auf Grund des Vorsorgeprinzips das Gebot der Stunde. Angewendet auf Bauprodukte, ähnlich einer Ökobilanz, können solche Indikatoren nachhaltiges Bauen effektiv vorantreiben. In einer einfachen öffentlich zugänglichen Datenbank können Bauprodukte im Vergleich dargestellt werden und so das öffentliche Bewusstsein für die Problematik fördern und Architekt:innen, Planende, Bauherren und Bauherrinnen und Entscheidungsträger:innen dabei unterstützen nachhaltiges Bauen in die Tat umzusetzen.