AUSGANGSSITUATION
Holz nimmt im Laufe seines Wachstums Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Umgebung auf und lagert es in Form von Kohlenstoff ein. Dies führt zu einer Reduktion des Treibhausgases in der Atmosphäre und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Abschwächung der Klimakrise, besonders wenn das CO2 sehr lange im Holz gebunden bleibt. Vor allem von langlebigen (zumeist in der Primärkonstruktion eingesetzten) Holzprodukten im Baubereich wird diese Funktion erfüllt. Auch wenn es sich bei diesem Vorgang um eine temporäre CO2-Speicherung handelt, werden dabei dennoch unmittelbare Emissionen vermieden und damit das Erreichen mittel- bis langfristiger CO2-Reduktionsziele unterstützt. Dieser positive Effekt kann allerdings mit der aktuellen statischen Methode der Ökobilanzierung von Bauprodukten (EN 15804+A2 und EN 16485) nicht abgebildet werden. Hier kann die CO2-Speicherung im Holz zwar beim Input ins System berücksichtigt werden, muss aber wieder ausgebucht werden, sobald das Holz das System verlässt, unabhängig davon ob es anschließend wiederverwendet, recycelt oder verbrannt wird. Darüber hinaus wird die Lebensdauer des Produkts sowie der tatsächliche Zeitpunkt der Emissionen nicht beachtet. Die temporäre Speicherung wird somit über den Produkt- bzw. Gebäudelebenszyklus de facto nicht berücksichtigt.
ZIELSETZUNG UND METHODIK
Das vorrangige Ziel vom TimberBioC ist daher die Entwicklung einer umfassenden Systematik zur Abbildung der temporären CO2-Speicherung von langlebigen Holzprodukten. Die für die Quantifizierung des Effekts wesentlichen Parameter inkludieren die Abbaurate von Treibhausgasen in der Atmosphäre sowie die Netto-Kohlenstoffaufnahme im Forst während der Bauproduktlebensdauer u. a. in Abhängigkeit von den Umtriebszeiten der relevanten Baumarten und deren prognostizierten Schwankungen aufgrund des Klimawandels. Diese Kennwerte werden mittels eines dynamischen Waldmodells ermittelt und sollen in weiterer Folge als Eingangsparameter für ein im Projekt entwickeltes dynamische Holzproduktmodell zur Beurteilung des Beitrags zum Treibhauseffekt (inkl. Berücksichtigung der CO2-Speicherung) dienen. Die adäquate Berücksichtigung der Kreislaufführung (Wiederverwendung und Recycling) langlebiger Holzprodukte und deren Effekte auf die Kohlenstoffspeicherung, welche bisher in Ökobilanzrechenmodellen praktisch nicht berücksichtigt werden, fließen ebenso in das Produktmodell als zusätzliche Eingangsparameter ein. Diese Parameter-Zusammenschau wurde für Bauprodukte in dieser Form noch nicht durchgeführt, wiewohl einzelne Parameter in Modellen, u.a. für biobasierte Brennstoffe Anwendung finden und daher als Ausgangsbasis dienen können.
ERWARTBARE ERGEBNISSE
Das erwartete Ergebnis ist eine holistische Quantifizierung der CO2-Senke von Bauholz unter Berücksichtigung sämtlicher relevanter und über die Zeit variabler Eingangsparameter in verschiedenen Szenarien. Die gewonnen Erkenntnisse aus den gekoppelten Modellen sollen in weiterer Folge in ein vereinfachtes Modell für Nachhaltigkeits-Assessments einfließen, welches neue, regulative, ökonomische und gesamtgesellschaftliche Herausforderungen adressiert. Hierbei spielen die im Projekt entwickelten belastbaren und fundierten Methoden zur Ermittlung von vermiedenen Emissionen und deren tatsächlichen Auswirkungen auf die Klimakrise eine wichtige Rolle.