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Das Projekt: missing link
Voraussetzungen für die Herstellung von Lehmbaustoffen aus Aushubmaterial am Ort seiner Entstehung

Lehm gilt als nachhaltige Alternative im Bauwesen, wird aber selten regional genutzt. Das Projekt missing link erforscht die Nutzung von Aushubmaterial zur Vor-Ort-Herstellung von Lehmbaustoffen. Ziel ist es, durch neue Kooperationsmodelle und Prüfstrategien eine kreislauffähige, umweltschonende Bauweise zu ermöglichen und den Einsatz von regionalem Lehm in kommerziellem Maßstab zu etablieren.

ForschungBaustoffe und BauteileKreislauffähigkeit

Die Baubranche ist einer der ressourcen- und energieintensivsten Wirtschaftszweige. Gewinnung, Produktion und Transport von Baumaterialien gehören zu den bedeutendsten Emittenten von CO2, auch die Entsorgung von Abbruch- und Aushub­materialien ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Lehm und Lehmbaustoffe rücken als nachhaltige Alternative zunehmend in den Fokus. Aktuell gibt es in Österreich einige Hersteller:innen von Lehmbaustoffen, deren Produkte zum jeweiligen Bauvorhaben angeliefert werden. Doch dabei wird das große Potenzial des Lehms, nämlich seine regionale Verfügbarkeit, oft nicht ausgeschöpft, da das Material häufig über weite Strecken transportiert wird. Kaum ein anderes Baumaterial bietet die Möglichkeit, direkt vor Ort gewonnen, aufbereitet und anschließend an der gleichen Stelle als Baustoff genutzt zu werden.

Lehm ist jedoch inhomogen und weist regional unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Aus Aushubmaterial hergestellte Lehmbaustoffe sind nicht normiert, fehlende Prüfberichte sind eine hürdenreiche Herausforderung für Architekt:innen und Bauherren. Aktuell fehlt die Verbindung zwischen dem Aushub und der Verwendung als Baumaterial – ein Bindeglied, das es ermöglicht, das Material vor Ort zu nutzen und im Kreislauf zu halten.

Im Projekt missing link wird die Nutzung von Aushubmaterial zur Herstellung von Lehmbaustoffen am Ort seiner Entstehung untersucht. Ziel ist die Entwicklung eines Handlungsleitfadens, der die rechtlichen, ökonomischen, logistischen und infrastrukturellen Voraussetzungen sowie eine klare Prozess- und Gewerkskette von der Materialgewinnung bis zum Einbau darstellt.

Die Weiterentwicklung von Lehmbaustoffen sowie deren Produktion unter Nutzung von Aushubmaterial erfordert umfangreiche Forschung, technologische Innovationen und die Überwindung von Herausforderungen wie Kosten, Herstellungsprozessen und Zertifizierungen, um nachhaltige und gesundheitsfördernde Bauweisen zu ermöglichen.

Eine sorgfältige Prüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Berücksichtigung neuer wirtschaftlicher Betrachtungsweisen, die sowohl Lebenszykluskosten als auch Klimaauswirkungen einbeziehen, ist wesentlich. Im Projekt werden unter Einbindung von Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen nachhaltige und effiziente Modelle für den Einsatz von Aushublehm entwickelt, um direkt am Ort seiner Gewinnung Lehmbaustoffe in kommerziellem Maßstab produzieren und somit den Transportaufwand minimieren, Aushubdeponien entlasten sowie kreislauffähige, gesunde Baumaterialien herstellen zu können.

Fragestellungen sind unter anderem, wie der Aushub in Abhängigkeit von der künftigen Nutzung effizient aufbereitet werden kann, welche Anlagen aus der konventionellen Bauweise übernommen werden können und welche ökologischen Effekte erwartbar sind. Ebenso wird eine Prüfstrategie unter Berücksichtigung vorhandener Regelwerke und Normen sowohl für den Aushub als auch für die hergestellten Lehmprodukte ausgearbeitet. Für die tatsächliche Umsetzung einer Vor-Ort-Produktion werden im Projekt neue Kooperationsmodelle zwischen den am Planungs- und Bauprozess beteiligten Parteien wie die integrierte Projektabwicklung oder Allianzmodelle entwickelt und dargestellt.

Projektteam

Forschungszeitraum

April 2025 – März 2028

Fördergeber

Programm: Kreislaufwirtschaft und Produktionstechnologien 2024

BMK
© Ute Muñoz-Czerny