Der Bedarf an neuem Wohnraum in Wien ist in den letzten Jahren aufgrund von demografischen Veränderungen und Bevölkerungswachstum stetig gestiegen. Die Stadt begegnet diesem Bedarf durch die Errichtung von rund 10.000 neuen Wohnungen jährlich – im Jahr 2021 waren es sogar 15.000. Dominante Bauweise ist aufgrund seiner verhältnismäßig einfachen und kostengünstigen Anwendung der Stahlbetonbau samt Wärmedämmverbundsystem. Diese Bauweise ist allerdings in ökologischer Hinsicht, allen voran aufgrund des geforderten Klimaschutzes, alles andere als optimal.
Das Projekt ‚Niklas goes Nature‘ der Architektengruppe Räume für Menschen (Jutta Wörtl-Gössler, Uli Machold) geht aus einem von wohnfonds_wien ausgeschriebenen Baugruppenwettbewerb hervor. Es handelt sich um ein auf allen Ebenen nachhaltiges Projekt: Die Auswahl der Baumaterialien erfolgt unter ökologischen Gesichtspunkten, es werden sowohl österreichische Familien als auch solche mit Migrationshintergrund die Wohnungen beziehen und die künftigen BewohnerInnen werden im Rahmen von Siedlerstunden in den Bauprozess einbezogen.
Die Holzrahmenbauteile mit Strohballendämmung für die Außenwände werden in der Halle vorgefertigt und auf der Baustelle mit Lehm verputzt. Es erfolgt vorab eine Untersuchung des vor Ort vorhandenen Aushublehms. Sollte sich dieser als geeignet herausstellen, kommt er direkt zum Einsatz. Dadurch fallen Transportkosten und -emissionen weg, zudem eignet sich Lehm hervorragend für den Selbstbau. Ziel ist, die Konstruktion soweit wie möglich recyclierbar auszuführen. Das ist sowohl für die Planerinnen als auch die beteiligten Unternehmen eine spannende Herausforderung!
Im Rahmen des vom IBO begleiteten Forschungsprojektes der Smart Cities Demo-Initiative soll unter anderem erhoben werden, inwieweit diese Bauweise im nachhaltigen, geförderten Wohnbau duplizierbar ist. Baubeginn ist Mitte 2022, die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant.
